Marco Graf
Wie alles begann
Meine Liebe zur Aquaristik und mein Interesse zum “Lebewesen” Fisch begann
schon relativ früh in meiner Kindheit. Schon im Alter von 5 Jahren war ich von Tieren
im allgemeinen sehr fasziniert. Dies äußerte ich damit, dass ich schon immer gerne
Tiere beobachtet habe und mich damals schon die Vielfalt interessierte. Meine Liebe
zu den schuppigen Wasserbewohner entdeckte ich allerdings zwei Jahre später, als
mein Cousin die Anglerprüfung gemacht hat und mich nach langem Überreden mit
ans Wasser zum Angeln nahm. Um meinen Tatendrang zu stillen, gab er mir eine
kleine Minirute in die Hände, Befestigte den Köder direkt am Blei, sodass das Fische
fangen damit praktisch unmöglich war. Dies aber mit Absicht, da die kleine Rute den
Druck eines kapitalen Fisches unmöglich ausgehalten hätte und ich für eine große,
stabilere Rute natürlich noch viel zu klein war. Zum Erstaunen aller Beteiligten fing
ich damit tatsächlich einen 50 cm Fisch. Damit war es dann wohl um mich
geschehen. Meine Faszination über das Angeln und die Fische stieg nun
kontinuierlich an und ich las Bücher, beobachtete die Fische im Rhein und im
örtlichen Weiher und sammelte Erfahrungen und Informationen. Fischen durfte ich
damals leider noch nicht, da das Brevet ein Mindestalter von 10 Jahren vorgab.
Zum entscheidenden Schubser in Richtung Aquaristik kam es dann schließlich ein
gutes Jahr später.
Als mein Cousin sein erstes Aquarium mit 54Liter Inhalt zum
Geburtstag als Geschenk bekam und ich dieses- trotz Verheimlichungsversuche-
mehr oder weniger zufällig entdeckte. Es war im Grunde nichts spezielles. Ein
Standart 54 Liter Becken, noch ohne Fische, da es noch in der Einlaufphase war. Für
einen fischbegeisterten kleinen Jungen aber dennoch eine große Attraktion. Dies war
der Anfang einer sehr strengen Zeit für meine Eltern, denn von nun an hatten sie
keine Ruhe bis in meinem Zimmer auch ein Aquarium stand. Und siehe da, eine
gefühlte Ewigkeit später war ich Besitzer eines kleinen Plastikaquariums mit einigen
bunten Guppys drin. Im Nachhinein: ein scheußliches Ding ganz und gar ohne
jeglichen Schönheitssinn. Damals aber ein erfüllter Traum für mich. Damit hat es
mich dann wohl endgültig erwischt! Das Virus hatte mich nun ganz offiziell…
Später, als meine Eltern wohl einsahen mussten, das ich es wirklich ernst meine, und
dies nicht einfach nur eine Kindheits-Phase war, bekam ich dann ein richtiges, echtes
54 Liter Glasbecken. Später kam ein zweites dazu, dann ein drittes usw. usw. Bis
mein Zimmer buchstäblich mit Aquarien tapeziert war.
Mit 12 Jahren hatte ich schließlich schon sämtliche Fische nachgezogen. Darunter
verschiedene Guppys, Bärblinge, Welse, Barsche, Schnecken usw.
Lustigerweise faszinierten mich weniger die bunten Farben, sondern viel eher das
Verhalten, welches bekanntlich von Art zu Art anders ist. Das gilt natürlich auch für
die Fortpflanzung. Stundenlang saß ich da und sah dem individuellen Liebesspiel zu.
Mein Wusch war es dann mich auf etwas zu spezialisieren. Dem Ganzen eine
gewisse Konstanz zu geben. Anfangs waren das Garnelen und Krebse, später
wechselte ich zu Fadenfischen. Dann stieß ich erstmals auf Kampffischzuchformen
und versuchte mich bei der Zucht. Da war ich so ca. 15 Jahre alt. Damals mit
Langflosser. Mein erster Wurf brachte 3 Tiere hervor von denen eines Männlich war.
Doch die Zuchttiere bekamen schnell Probleme mit Flossenfäule und
Flossenschmelze usw., was mich an den Rand der Verzweiflung brachte. Deshalb
verabschiedete ich mich - Vorübergehend wie sich herausstellte- von den
Kampffischen und verliebte mich kurzerhand in die relativ unscheinbaren
Panzerwelsgattungen Corydoras und Brochis.
Ca 3 Jahre beschäftige ich mich
intensiv mit der Zucht von jeglichen Arten und konnte um die 10 Arten regelmäßig
vermehren und abgeben. Darunter sogar seltene Wildfänge. Doch auch da wurde es
mit der Zeit langweilig, Egal, wie oft man sie Ablaichen lässt. Es kommen immer
wieder die gleichen Tiere, mit gleicher Färbung dabei raus. Die Kunst darin bestand,
die Tiere zum Ablaichen zu bringen, nicht wirklich selektiv zu Züchten. Mir fehlte
einfach dieser Gewisse Anreiz zur Zuchtarbeit und Genetik. Wie ich dann wieder zu
den Bettas gekommen bin, weiß ich ehrlich gesagt auch nicht mehr. Auf alle Fälle
lernte ich dann an meinem jährlichen Besuch an der Aquafish in Friedrichshafen
unter anderem Jolanda Schär kennen. Wir verstanden uns super und ich konnte viel
Neues schon im ersten Gespräch dazu lernen. Nach einem Besuch bei ihr Zuhause
war ich total im Bettafieber. Der Anblick dieses Bettatempels ist absolut kein
Gegenmittel gegen akute Betta-Sucht.
Sie ermutigte mich, das nächste Jahr doch
selber an der Show in FH mitzumachen. Was ich dann ein Jahr darauf auch
tatsächlich tat. Damals noch in der “Newbreederklasse” konnte ich mit drei
ausgestellten Fischen gleich einen dritten Platz abstauben. An der zweiten Show in
der Westschweiz gelang mir dann unter anderem eine “Best of Variety”
Auszeichnung mit einem Trad. PK aus meiner Linie. Seitdem nehme ich regelmäßig
an verschiedenen Shows teil, sofern es die Zeit zulässt und kann mich
erfolgtechnisch nicht beklagen. Ich habe mich für die Zucht von Plakats ( also
Kurzflossigen) spezialisiert, weil mir diese Fische optisch und charakterlich einfach
mehr zusagen. Diese Faszination hat sich bis heute gehalten. Fischerei und
Kampffischzucht betreibe ich nach wie vor nebst meinen Beruf sehr intensiv. Fische
sind halt einfach mein Leben und werden es auch immer bleiben.